Erzählkunst erlebt seit wenigen Jahrzehnten eine in vielen Ländern Europas und der neuen Welt bemerkenswerte Renaissance.
Seit Menschengedenken wird erzählt. Jeder erzählt ständig. Wir könnten nicht leben ohne zu erzählen. Erzählen bedeutet mitteilen, Kurzweil in sozialer Umgebung und Unterhaltung.
Lange bevor Menschen lesen und schreiben konnten, wurden Erlebnisse, Erfahrungen und Bräuche mündlich überliefert. In allen Kulturen der Welt genossen Geschichtenerzähler jahrhundertelang einen besonderen Status und Anerkennung. Noch heute ist in verschiedenen Weltregionen die traditionelle Erzählkultur lebendig.
Erzählkünstlern, die professionell vom Geschichtenerzählen leben, gelingt es, im Raum eine besondere Atmosphäre zu erschaffen. Erzählkunst erzeugt Stimmungen. Mehr als um die erzählten Worte geht es um die lebendig werdende Handlung der Geschichte. Handlung, in die sich die Zuhörer hineinbegeben können, für die sie Bilder der eigenen Fantasie entstehen lassen und in diese Bilder eintauchen können.
Erzählkünstler gehen kreativ mit Sprache und Körpersprache um. Mal wird ihre Stimme kräftig, mal vorsichtig, gar flüsternd. Dann wieder nimmt das Sprechtempo zu, die Augen beginnen zu leuchten, der Blick trifft sich mit den Blicken der Zu-Schau-Hörer. Intuitiv und wahrhaftig wird Körperspannung, Gestik und Mimik erst intensiv, dann wieder zurückgenommen.
Es entsteht eine unsichtbare Verbindung zwischen Erzählkünstler und Publikum. Inspriration pur, die hin und her fließt. Die Zuschauer sind beteiligt an der mündlich frei vorgetragenen Geschichte, die zum Unikat wird durch die entstandene Atmosphäre.